Heinrich Heine wird vorgelesen (17.11.2017)

Ob Heinrich Heine in seiner Kindheit und Jugend vorgelesen wurde, ist nicht belegt; doch wahrscheinlich ist es. Aber sicherlich hätte Heine seine helle Freude daran gehabt, mit wie viel Enthusiasmus die nach ihm benannte Gesamtschule in Rheinhausen am bundesweiten Vorlesetag ihre Schüler für Literatur und Lesen begeistert hat.

Zahlreiche Lehrer benutzten ihre Unterrichtsstunde, um ihren Schülern Bücher, die sie besonders gefesselt hatten, vorzustellen. Am Aktionstag der Heinrich-Heine-Gesamtschule beteiligten sich aber auch vierundzwanzig auswärtige Vorleser, unter ihnen ehemalige Schüler und deren Eltern, Sportlerinnen des MSV und ein Eishockeyprofi der Füchse Duisburg, Bärbel Bas (MdB), Sören Link (OB) und Dr. Wendel (Intendant der Duisburger Philharmoniker), Vertreter der Haniel-Stiftung und weitere Freunde und Förderer der Schule. Angereist aus Berlin, Bonn, Düsseldorf und anderen Städten trafen sie sich alle im Vorlesecafé der Schule, das von den Organisatoren des Aktionstages Frau Judith Noll, Frau Juliane Galka und Frau Sonja Weinkauf mit ihren Klasse 8a und 8b im Konferenzraum der Schule liebevoll vorbereitet worden war. Von hier aus begleiteten die Schüler des Organisationsteams die Auswärtigen an ihren Einsatzort im Schulgebäude.

Allen Kindern und Klassen der Schule wurde vorgelesen, dem Fünftklässler ebenso wie dem Abiturienten, und in jeder Jahrgangsstufe konnten die Vorleser Interesse für ihr Thema und für ihr Buch wecken. Richtig begeistert waren die Schüler der Klasse 5b von den beiden MSV-Spielerinnen Barbara Dunst und Lisa Makas, eine Begeisterung, die auf Gegenseitigkeit stieß, denn ohne ein Selfie mit jedem Kind der Klasse wollten die beiden MSV‘ler die Schule nicht verlassen. Dr. Wendel las der Musikklasse des Jahrgangs sieben aus dem Buch „Der Rock’n‘ Roll-König“ von Volker Kriegel vor. Dabei war es besonders interessant und mitreißend, dass er seine Vorlesung mit musikalischen Beispielen illustrierte. Auch ein Mann, der sich beruflich der Klassik verschrieben hat, rockt also scheinbar schon einmal gerne ab. Die Politiker wählten höhere Klassen für ihren Vorleseeinsatz. Bärbel Bas las der Klasse 9d vor und wurde im Anschluss an ihren Vortrag von den Schülern in eine rege Diskussion über das Ergebnis der Bundestagswahl und deren Folgen verwickelt. Dabei konnte sie die gestellten, gut gewählten Fragen kompetent und ohne auszuweichen beantworten. Sören Link konfrontierte die Abiturienten der Schule mit einem Bericht über die Erlebnisse eines Flüchtlings aus Syrien. Wen wundert es da, dass im Anschluss intensiv über Asylbewerber und Flüchtlinge in Duisburg diskutiert wurde. Und zwar so angeregt, dass der ursprüngliche Zeitplan des Oberbürgermeisters fast gesprengt wurde.

Nach getaner Arbeit konnten die Vorleser im Vorlesecafé wieder entspannen und sich dabei mit den Kollegen der Schule über ihre Erfahrungen und Einblicke austauschen. Auch hier standen erneut die Schüler im Vordergrund. So wurden z.B. die Leseerfahrung und Sprachkompetenz der eigenen Kindheit mit denen der heutigen Schüler verglichen. Manch altes, erfolgreiches Jugendbuch wird heute schon aufgrund seiner Sprache nicht mehr angenommen. Häufig stellten die Vorleser aber auch Fragen bzgl. der Vermittlung von Computer- und Medienkompetenz an die Schüler. Ein Gebiet, auf dem die Heinrich-Heine-Gesamtschule über ihre Medienscoutarbeit und ihre Informatikklassen schon mehrere Jahre Erfahrungen sammeln konnte.

Fazit: Insgesamt haben Vorleser und Zuhörer durch die Öffnung von Schule  voneinander profitiert und alle Beteiligten waren froh, an dem besonderen Tag dabei sein zu dürfen. Nicht nur die Schüler, sondern auch die Lehrer nahmen reichlich neue Erfahrungen mit nach Hause. Deswegen wird der Vorlesetag in dieser Form sicher 2018 wieder an der Schule stattfinden, wie Schulleiter Günter Derksen garantiert. Genügend Vorleser gibt es schon, denn fast alle Vorleser dieses Jahres haben gerne ihre Teilnahmebereitschaft für das nächste Jahr bekundet.